10 Jahre DWJ-Naturschutzturm Berliner Nordrand
Tag der offenen Turmtür
Zu einem Tag der offenen Turmtür lud am 25. Juni 2000 der Verein „Deutsche Waldjugend – Naturschutzturm Berliner Nordrand e.V.“ nach Hohen Neuendorf / Bergfelde nahe der Stadtgrenze zu Berlin-Frohnau ein. Auf den Tag genau war es 10 Jahre her, dass die Grenztruppen der ehemaligen DDR den zwecklos gewordenen Grenzturm für die Naturschutzjugendarbeit im ehemaligen Grenzstreifen zur Verfügung stellten.
Der Lehrer Marian Przybilla, der 1987 die Deutsche Waldjugend in Berlin mit aufgebaut hatte, fand den Kontakt zu Helga Garduhn in Hohen Neuendorf, einer engagierte Naturschützerin und Lehrerin an der EOS in Oranienburg. Beide lernten sich über die Naturschutzjugendarbeit kennen. Frau Garduhn hatte sich – nicht immer zur Freude der Obrigkeit – mit gleichgesinnten Schülern getroffen, zuletzt in ihrem „Ökokeller“. Da auch die Waldjugend damals keine Bleibe hatte und Frau Garduhns Keller auf Grund von Rückübertragungsansprüchen auch nur noch befristet zur Verfügung stand, schlug sie vor, gemeinsam einen Grenzturm für Aktivitäten und Aktionen zu „organisieren“. Zu diesem Zeitpunkt existierte noch die DDR und ein vereintes Deutschland war erst im Gespräch. So lautet denn das damalige Schriftstück „Übergabe-Übernahmeprotokoll: 1 Stück Führungsstelle“ aus „Staatsgründen“ auf den Namen Helga Garduhn.
Danach begannen odysseeartige Laufereien, bis der Turm auf Dauer Bestand erhielt. Partnerschaftlich leiten und betreuen sie über diese lange Zeit dieses Gemeinschaftsprojekt mit Kindern und Jugendlichen aus Berlin und Brandenburg – übrigens haben beide am gleichen Tag Geburtstag.
Zum Festtag konnten sich die 248 Besucher ausführlich selbst einen Eindruck machen, was alles in dieser Zeit von den Mitgliedern der Waldjugend geleistet wurde: im 4.000 m² großen Gelände, im umgebenden Wald und Moor, und wie die ehemalige „Turmbetonhülse“ hergerichtet wurde. Zahlreiche Fotos aus den Anfangsjahren, sogar aus DDR-Zeiten, machten es leicht, diese großartige Leistung bewundern zu können. Die Besucher konnten sich auf Schautafeln, die extra für diesen Tag von den Jugendlichen erstellt wurden, über die Geschichte der Teilung und die angelegten Biotope informieren. Natürlich gab es auch ökologische Speisen und verschiedene Tees, bei denen man die eingesetzten Pflanzen gleich sehen konnte. Interesse fanden auch die neu angelegten Schaubiotope „Streuobstwiese“ und „Sumpfpflanzengesellschaft“, die gerade eine Finanzspritze durch die Aktion „Gesunde Umwelt, unsere Zukunft im Land Brandenburg“ erhielten. Sie wurde gemeinsam vom Umweltministerium des Landes Brandenburg und der Umweltstiftung WWF-Deutschland ins Leben gerufen. – Mitarbeiter der Waldschule Briese boten den Kindern verschiedene Naturspiele an.
Am Vortag gab es ein fröhliches Ehemaligentreffen, zu dem 28 frühere Jugendliche aus den Anfangszeiten des Naturschutzturms gekommen waren – selbst inzwischen alles erwachsene Leute. Was gab es da zu erzählen, wie hat sich so jeder verändert? Die Festtagstorte schmeckte, viel Spaß kam auf, obwohl das Wetter nicht so recht mitspielte. Sonst regnet es eigentlich nie am Turm (wenn man den Regen für die Pflanzen und kleinen Bäume braucht).
Zum Turm kommen selbstverständlich auch immer wieder Schulklassen zum praktischen Biologieunterricht und zu Projekttagen. Frau Garduhn betreut oft die Schüler aus dem Kreis Oberhavel, Herr Przybilla kommt wöchentlich mit Schülern seiner Schule, der Katholischen Schule Sankt Franziskus aus Berlin-Schöneberg. Die Waldjugend trifft sich freitags von 15 bis 18 Uhr an ihrem Turm – fast immer auch in den Ferien. Wer macht noch mit? Bitte melden!
Zahlreiche Förderer haben bisher dieses vorbildliche Projekt unterstützt: u.a. Spar, Mevag, BSR, Stiftung Wald in Not. Über all die Jahre unterstützte die Stiftung Naturschutz Berlin dort die Waldjugend. Wie selbstverständlich hilft über diese lange Zeit immer wieder der „Partnerverein“, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Verschiedene Umweltpreise gab es u.a. vom Bezirksamt Berlin-Reinickendorf, dem Landkreis Oranienburg, WWF und AOK, Pro Aqua und sogar von der Jugendzeitschrift Bravo.
Helga Garduhn, Vorsitzende des SDW-Regionalverbandes Oberhavel, und Marian Przybilla, stellvertretender Vorsitzender des SDW-Landesverbandes Berlin, erhielten für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement im Sozial- und Naturschutzbereich im Jahre 1999 eine hohe Anerkennung, die auch anderen Mut zu Engagement geben sollte: die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande durch Bundespräsident Roman Herzog an Marian Przybilla und durch Bundespräsident Johannes Rau an Helga Garduhn.
Wünschen wir beiden weiterhin so viel Freude bei Ihrem Engagement, den Mitgliedern der Waldjugend viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen an und mit ihrem Naturschutzturm.